Lava fliesst, und fliesst …

©Rafn_Sig-6201Die Lava, die seit Mitte August unablässig aus einer Erdspalte in der Missetäterwüste nördlich des Vulkans Bárðarbunga an die Erdoberfläche quillt, könnte inzwischen 740 Empire state buildings anfüllen, oder alle 5,5 Minuten ein Fussballfeld unter sich begraben.

Wenn die Lava so weiterfliesst, wird die Menge grösser sein als alles was Island in den vergangenen zwei Jahrhunderten an vulkanischem Material gesehen hat, ist beim National Geographic magazine zu lesen.

Und niemand weiss, wie lange das noch gehen soll – Monate, oder Jahre. Zum Glück liegt das Lavafeld an der Holuhraun weit weg von jeder menschlichen Besiedlung, und hat bislang nur einen Gletscherfluss in seinem Bett gestört. Dennoch ist es dank des EU-geförderten Forschungsprojekts FUTUREVOLC  zur Langzeitüberwachung von europäischen Vulkanen gelungen, den Vulkanausbruch zum bestüberwachten Ausbruch der isländischen Geschichte zu machen.
„Wir haben eine Unmenge an Daten, soviele Daten, dass wir genau sagen können, wie die Eruption sich entwickelt.“ sagt Stephanie Dumont vom Geowissenschaflichen Institut der Universität Island, die für das FUTUREVOLC-Projekt tätig ist. Durch das dichte Netzwerk von Überwachungsinstrumenten erhärtet sich beispielsweise die Vermutung, dass die Holuhraun-Lava möglicherweise aus einer tiefer gelegenen, zweiten und weitaus grösseren Magmakammer unter dem Vulkan Bárðarbunga stammt.

Eine derart grosse Lavaeruption hat auch einen grossen Namen verdient, findet der Vulkanforscher Þór Þórðarsson. Er schlägt daher auf der Webseite des Geowissenschaftlichen Institutes den isländischen Namen Nornahraun vor, was soviel wie Hexenlava bedeutet.

Die Ausbruchsstelle nördlich des Dyngjujökull ist, soweit bekannt, die einzige Stelle, wo gehäuft sogenanntes Nornenhaar auftrat. Es entsteht, wenn Gase die austretende Lava in feinste Glasfäden zerteilen. Wenn sie zur Erde fallen und vom Wind verdreht werden, ähneln sie menschlichem Haar. Zuletzt war ein solches Phänomen beim Ausbruch der Skaftáreldar im Jahr 1783, auch bekannt unter dem Namen Laki-Ausbruch, beobachtet worden.
Schauen Sie sich Nornenhaar im Kurzfilm an.