Jeder Islandurlauber weiß, daß Alkohol in den nordischen Ländern teuer ist. Was jedoch den wenigsten klar ist: in Island ist Bier 74 Jahre lang verboten gewesen.
Die Prohibition war in Island im Jahr 1915 in Kraft getreten, heisst es in einem Artikel von BBC news. Auch dank der starken Temperenzlerbewegung stimmten 60% der Wähler damals für ein generelles Alkoholverbot. Frauen hatten noch kein Wahlrecht, unterstützten die Initiative jedoch lautstark. Der Historiker Stefán Pálsson, Autor des Buches “Beer: around the world in 120 pints” sagt, die Prohibition habe damals als progressiv gegolten, ähnlich wie heute das Rauchverbot.
Und es war mitnichten ein zu starker Hang zum Alkohol, der zum Verbot führte: “Die Dänen tranken zu der Zeit acht mal mehr Alkohol pro Person, aufs Jahr gerechnet. ” erklärt Stefán Pálsson. Es war vielmehr so, daß man Bier mit dem dänischen Nachbarn assoziierte, von dem Island sich unabhängig machen wollte. Bier war also eher ein unpatriotisches Getränk.
Doch wurde die Prohibition rasch unterminiert. Schmuggel, häusliche Brennerei und Botschafter, die auf Alkohol aus diplomatischen Gründen bestanden, sowie Ärzte, die Alkohol rezeptierten, trugen dazu bei, daß im Jahr 1922 auf Druck der Portugiesen und Spanier, die mit einem Importboykott von Salzfisch gedroht hatten, Wein und Spirituosen schrittweise wieder erlaubt wurden.
Nur das Bierverbot blieb – auch nach 1934 gab es allenfalls Leichtbier mit höchstes 2,25 % Alkoholgehalt in Island zu kaufen. Der Obermediziner des Landes hatte zu verhindern gewusst, daß Bier auf Rezept verordnet wurde. Doch die Leute fanden Wege und Mittel, Bier ins Land zu holen. Die 70 ger Jahre läuteten schließlich Veränderungen ein. Immer mehr Isländer flogen zum Urlaub ins Ausland, brachten legal Bier aus dem duty-free shop mit, schöpften ihr Kontingent für Freunde und Familie aus.
Im Jahr 1989 schließlich wurde das Getränk vollständig legalisiert. Im internationalen Vergleich liegt der isländische Bierkonsum weit mit 7,1 Liter pro erwachsener Person abgeschlagen: Dänen konsumieren 11,4 Liter, Briten 11,6 Liter, Franzosen sogar 12,2 Liter Bier im Jahresdurchschnitt.
Das sogenannte k.o. Trinken hat jedoch weiterhin Tradition, wie vor dem Jahr 1988, “als das meiste Trinken in den wenigen Stunden eines Wochenendes stattfand. Man brauchte große Clubs, wo viele Leute in kurzer Zeit bedient werden konnten. Manche servierten bjórliki, ein Pseudobier, gemischt aus leichtem Lagerbier und starkem Alkohol und serviert in großen Gläsern,” erklärt Stefán Pálsson.
Der erste März indes ist und bleibt Bjórdagurinn, der Biertag, den mancher Liebhaber des goldenen Gerstensaftes immer noch gerne ausgiebig feiert.
Wenn Sie in Island Bier oder andere alkoholische Getränke kaufen möchten, müssen Sie dafür in das staatliche Alkoholgeschäft Vinbúð gehen, welches nur zu den normalen Geschäftszeiten geöffnet hat.
Hier können Sie noch mehr zum Thema Bier in Island lesen.