Foto: Patricia Ramaer

KEIN KREATIVER IST SO ORIGINELL, WIE ER GLAUBT ZU SEIN

Guðmundur Oddur Magnússon – bekannt als Goddur – gehört zu den renommiertesten und erfahrensten Grafikdesignern Islands. Er hat sowohl als Designer als auch als Professor für Grafikdesign an der isländischen Universität der Künste Karriere gemacht. Aktuell arbeitet er an der Dokumentation seines eigenen Berufswegs – vor allem interessiert ihn dabei die vielseitige visuelle Sprache in isländischen Printmedien, wie er es formuliert. Das ist eine passende Beschäftigung, da sie ihn in sein eigenes Designwerk tauchen lässt, das mehrere Jahrzehnte umspannt.

Goddur hat vor vier Jahren seine Professur für visuelle Kommunikation an der isländischen Universität der Künste niedergelegt, lehrt dort aber weiterhin mit großer Begeisterung. Goddur: „So wie es aktuell läuft, gefällt es mir gut, weil ich so mehr Zeit für meine kreative Arbeit und Forschung habe und das mache, was mir Spaß macht. Ich muss zugeben, dass ich keine Geduld für Besprechungen oder bürokratischen Papierkram habe.“

Neben Island wurden die von Goddur gestalteten Poster in allen skandinavischen Ländern sowie bei der Design Triennale 2011 in Peking ausgestellt, im Jahr 2017 ebenso in der DYDO-Postergalerie in Krakau, der Welthauptstadt für Posterkultur.

Seine eigene Designerkarriere war lang und erfolgreich. Im Rückblick, so Goddur, betrachtet er sie allerdings nicht als unterschiedliche Phasen. Nichtsdestotrotz erkennt er bestimmte Einflüsse auf seine visuelle Präsentation an. „Mich haben mehrere Menschen mit Schallplattenhüllen und Zeitschriften beeinflusst, auf die nur anspruchsvolle Designer achten. Im Laufe von fünf bis zehn Jahren verbreiten sich diese konzeptionellen Ideen und werden zu dem, was wir „Mainstream“ nennen. Meine kreative Vision entstand vor allem in den Jahren ab 1980 bis in die ersten Jahrzehnte des neuen Jahrhunderts. Es war eine Zeit der großen Veränderungen, zum Beispiel mit der digitalen Revolution. In dieser Zeit haben wir unseren Beruf auch nicht länger als Werbeillustration bezeichnet, sondern als Grafikdesign.“

Auch weist er darauf hin, dass sich alle unweigerlich von ihren Zeitgenossen inspirieren lassen. „Wir alle werden in den Zeitgeist und unseren Platz in der Welt hinein geboren. Niemand im kreativen Umfeld ist so originell, wie er glaubt zu sein. Ideen können nicht urheberrechtlich geschützt werden. Das Urheberrecht basiert auf der Ausführung – wie jemand eine Idee in seinem ganz eigenen Stil ausdrückt.“

Goddur spricht mit einem chinesischen staatlichen Fernsehsender während der Design Triennale 2011 in Peking.
Zufrieden sein mit dem, was man tut

Goddur selbst hat in keiner Werbeagentur gearbeitet, seit er von seinem Studium an der Westküste Kanadas 1990 an der Emily Carr University in Vancouver B.C. wieder zurück nach Island kam. Stattdessen begann er zu unterrichten und hat nebenher unabhängig gearbeitet. Ist er mit einigen Projekten, an denen er gearbeitet hat, besonders zufrieden – gibt es ein Projekt, das seiner Meinung nach aus seinen kreativen Werken heraussticht?

Besucher schauen sich Goddurs Werk bei der Internationalen Design Triennale 2011 in Peking an.

Konzerte, Musikalben, Vorlesungen usw. So kann ich komplett selbst entscheiden, welche Werke ich schaffe, Werke, mit denen ich selbst zufrieden bin. Mein Beruf ist natürlich dienstleistungsorientiert. Es gibt aber einen großen Unterschied zwischen Dienstleistung und Dienstbarkeit. Am wichtigsten ist es, zufrieden zu sein mit dem, was man tut. Bei meinen Werken gibt es keines, das besonders heraussticht – außer vielleicht in den Augen der anderen.“

Damit hat er recht, denn sein Werk wurde in zahlreichen Büchern über Grafikdesign veröffentlicht. Einige Beispiele sind: 55°North: Contemporary Scandinavian Graphic Design, veröffentlicht von Laurence King, London (2002), Graphic Design for the 21st Century (2003) und Graphic Design NOW von TASCHEN (2003), North by North, Scandinavian Graphic

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  • Editorial

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