Foto: Sögusetrið Hvolsvelli

Kulturpreis für den Wandteppich der 1000 Hände

Im Februar 2012 war im Njálsmuseum in Hvolsvöllur in Südisland ein ehrgeiziges Projekt gestartet worden: auf 91,5 Metern Leinwand hatten die Künstlerinnen Kristín Ragna Gunnarsdóttir, Christine M. Bengtsson und Gunnhildur E. Kristjánsdóttir die berühmte Njálssaga in ein ungewöhnliches Kunstwerk verwandelt, welches Besucher und Interessierte mitgestalten sollten.

Inspiriert vom berühmten Teppich von Bayeux war die spannende Islandsaga um Ehe, Freundschaft und heimtückischem Mord in mittelalterlich anmutenden Bildern aufgedruckt und mit Originalzitaten betitelt worden. Figuren und Ornamente warteten darauf, von fleissigen Händen ausgestickt zu werden. Als Stickmaterial stand feingesponnene isländische Stickwolle zur Verfügung, die mit einheimischen Kräutern gefärbt wurde und durch ihre frischen und lebendigen Farben beindruckt. Jeder war eingeladen, an dem großen Projekt mitzuarbeiten.
Und so kam es. Sommers wie winters treffen sich hier immer noch Stickkünstlerinnen, Kegelclubs, Reiter, Wanderfreunde, Manager und ganz normale Reisende auf der Durchfahrt, verbringen verregnete Nachmittage oder auch nur einzelne Stunden in der Stickwerkstatt des Museums. Die Saga verbindet auf wundersame Weise Menschen aller Nationen und Sprachen miteinander und lädt zum Kennenlernen und Geschichtenerzählen ein, wie dereinst in den Tagen des Njál, als man in den Wikingerhallen zusammenkam, um Geschichten auszutauschen.

Am 2. Februar 2015 feierte der Njálsteppich seinen zweiten Geburtstag und konnte mit sagenhaften 33,5 bestickten Metern aufwarten,weitaus  mehr als ursprünglich erwartet.

Quasi als Geburtstaggeschenk, so berichtet das Lokalmagazin dagsskráin, erhielt der Teppich den südisländischen Kulturpreis, welcher in einer Feierstunde in der Gesamtschule in Selfoss durch niemand Geringeren als den isländischen Präsidenten, Ólafur Ragnar Grímsson, überreicht wurde.

Im Urteil des Jury heisst es, das Projekt sei einzigartig, was seine Bildungsqualität angehe. Die Sage nehme unter den Händen der Gestaltenden Leben an und helfe dabei, ein uraltes Handwerk zu neuem Leben zu erwecken. Dies gelte für alle beteiligten Altersgruppen, Isländer wie Besucher, die an diesem Projekt in welchem Umfang auch immer teilnehmen. Die Jury hofft, daß das Projekt sich noch weiter herumspricht.

Hier finden Sie die Homepage des Museums, und hier gehts zur Facebookseite des Teppichs.

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