Hvalur 2 enthält Walhoden statt Knochen. Foto: Dagmar Trodler

Þorrablót und Walbier

Salzfleisch macht durstig. Geräuchertes Lamm auch. Und fermentierter Hai erst!

Da braucht’s ein Getränk, und bitte keine Cola. Wer nicht auf den Traditionsschnaps Brennivin steht und seinen Gaumen nicht mit süssen Alltagslimonaden beleidigen will, wählt ein zünftiges Bier zum Þorrablót, dem deftigen Winterfest der Isländer, wo die Speisen nichts für schwache Nerven sind. Saltkjöt, Surhvalur und hákarl wollen was richtiges.

Hat sich jedenfalls Brauer Dagbjartur Aríliusson vom westisländischen Brauhaus Stedji gedacht, als er im vergangenen Jahr Mehl aus gemahlenen Walknochen in sein Þorrabier mischen liess. Sein deutscher Braumeister Philipp Ewers aus Düsseldorf fand die Idee genial, die isländische Lebensmittelüberwachungsbehörde MAST allerdings weniger. Sie liess nur wenige Tage vor Beginn der Þorra-Saison 2014 das Bierexperiment per einstweiliger Verfügung stoppen, weil das verwendete Walmehl keine Genehmigung zur Verwendung in Lebensmittelsmitteln hatte.
Die Geschichte fand ihren Weg in die hohe Politik. Landwirtschaftsminister Sig­urður Ingi Jó­hanns­son erteilte die Genehmigung zum Verkauf, nur eine Woche später waren laut mbl.is die Regale der staatlichen Alkoholläden leer, dann reagierte das Arbeits- und Innovationsministerium mit einem Verbot – doch zu spät. Das isländische Walbier war bereits berühmt geworden.

In diesem Jahr nun war die  Brauerei Stedji schlauer. Sie erfand eine neue Biersorte: Hvalur 2, in welcher nicht gemahlene Walknochen, sondern Walhoden mitverbraut werden – in jedem Brauvorgang ein Hoden, welcher nach altem Brauch leicht gesalzen und geräuchtert wird.  Bislang hat sich nur die amerikanische Wal- und Delphinschutzorganisation kritisch dazu geäussert.
Die Leute in Island, so sagt Brauereibesitzer Dagbjartur, seien sich immer mehr bewusst, dass man alle Rohstoffe verwenden muss, wie die Vorfahren es getan hätten. So hat das Þorramahl dereinst begonnen.

20.000 Flaschen des Hvalur 2 Gebräus wurden produziert und in den Verkauf gebracht. Der Schwerpunkt liege auf dem nationalen Markt, doch sei das Interesse im Ausland gross, sagt Dagbjartur, und es stelle sich die Frage, ob man nach dem Þorri noch mehr Walbier herstelle. Die Walhoden stammen auch in diesem Jahr vom Walfangunternehmen Hvalur ehf, doch diesmal seien sie für die Lebensmittelverwendung zugelassen. Der Akoholgehalt beträgt 5,1%. Besonders mache dieses Bier, dass der Rohstoff nur begrenzt vorhanden sei.

Hier finden  Sie einen Degustationsbefund vom letzten Jahr für Hvalur1.

 

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