100 Jahre Unabhängigkeit

Island feiert seine Freiheit von dänischer Herrschaft

Eine kleine, ziemlich weit abgeschiedene Farm, gelegen bei einem mächtigen Berghang fast am Ende der Welt; das Zuhause zweier Männer, die dem Land dienten und sechs Jahrhunderte trennte. Ein Wikingerhäuptling gegen Ende des 12ten Jahrhunderts und ein junger Gelehrter, der später als der „Vater der Nation“ in die Geschichtsbücher einging.

Hrafn Sveinbjarnarson war ein Wikingerhäuptling, der nach England, Frankreich und Italien reiste, wo er schließlich in Salerno Mediziner wurde. Er kehrte nach Island zurück und wurde in den Westfjorden zu einem beliebten Vorkämpfer. Jedoch wurde er später von einer Person ermordet, der er einmal geholfen hatte. Er lebte auf der Farm Eyri, der er seinen Namen verliehen hat.

Sechs Jahrhunderte später wuchs auf derselben kleinen Farm ein junger Mann auf, der Sohn eines Pastors, der die Zukunft von Island prägen sollte. Hrafnseyri wurde zum Synonym für Jón Sigurðsson, der Mann, der, ohne dass er je eine Waffe in der Hand trug oder einen Mann tötete, die Isländer aus der Sklaverei der Dänischen Krone befreite und eine unabhängige eigenständige Regierung entwickelte, wobei der Selbstrespekt der Isländer wieder auflebte.

Heute ist die Farm ein Museum, ein Testament des Mannes, der der Nation Frieden brachte. Dennoch, dies ist kein Denkmal für den Toten sondern vielmehr eine lebendige Ausstellung über das Leben dieser beiden großen Männer, jeder ein Held zu seiner Zeit. Die Taten der beiden Männer werden hier auf neue Art und Weise veranschaulicht und somit werden Werte und ihre Leistungen gewürdigt.

Der Geburtstag Jón´s wurde 1944 zum Geburtstag der Nation gewählt, um die wichtigen Funktion auszuzeichnen, die er inne hatte um Frieden und Unabhängigkeit von der Fremdherrschaft zu bringen, und um eine eigenständige Nation mit eigenem Recht zu gestalten. Seitdem wird sein Geburtstag jedes Jahr an Islands Nationalfeiertag gefeiert. Am 17. Juni 2011 feierte Island den 200. Geburtstag seines bekanntesten Freiheitskämpfers, der mit Worten und Erfahrung kämpfte, ganz im Gegensatz zu anderen Regierungen und Revolutionären, die Waffen und Geschosse bevorzugten. In diesem Jahr besuchte der isländische Präsident Hrafnseyri um das Museum feierlich zu eröffnen, welches zum Andenken widereröffnet wurde genau am gleichen Ort, wo Jón Sigurðsson geboren wurde.

Dieses Jahr, 2018, markiert einen anderen Geburtstag. Es ist der 100. Geburtstag von Islands Souveränität, welches das Land 1918 von Dänemark erlangte, dank Jón und seinen Unterstützern, die er während der Anstrengungen um die Freiheit des Landes anführte.

Warum würde jemand in so einem unwirtlichen Land leben wollen? Die Straße, die die Farm mit dem Rest der Westfjorde verbindet ist oft im Winter nicht befahrbar. Doch für den Rest des Jahres sieht das anders aus. Die Farm liegt an den nördlichen Hängen des Arnarfjörður, umgeben von wunderschöner Natur, darunter Islands schönster Wasserfall, der 100m hohe Dynjandi (der Tosende), der oft auch als der „Brautschleier“ bezeichnet wird. Die Gegend ist reich an Wanderwegen in einer fast unberührten Landschaft mit Bergen, Fjorden, Tälern und Klippen, wo das Vogelleben vielfältig ist. Beide, die Abgelegenheit der Region und die Ruhe des Fjordes, bieten jedem die Möglichkeit über den Sinn des Lebens nachzudenken.

Im Jahre 1829, als Jón Sigurðsson 18 Jahre alt war, verließ er die Farm und zog zuerst nach Reykjavík ehe er den Weg nach Kopenhagen einschlug um sich dort 1933 als Student einzuschreiben. Als aufrechter und offener Mann hatte er die richtigen Eigenschaften um als Leitfigur Autorität zu vermitteln. Ihm war es möglich mit dem König aber auch mit seinesgleichen offen zu reden – eine Eigenschaft, die ihm sehr viel Respekt und Unterstützung verschaffte, wobei er sein Wissen über historische Gegebenheiten als Ausgangspunkt nutzte um Islands Unabhängigkeit zu fordern. Dies war zu jener Zeit, wo revolutionäre Leidenschaft die ganze westliche Welt beherrschte. Unabhängigkeitsbewegungen in Deutschland, Frankreich und in den USA lieferten den Studenten in Kopenhagen Inspiration. Jón sehnte sich nach Selbstbestimmung für sein Heimatland unter der Dänischen Krone. Durch seine jährlichen Schriften hielt er seine Unterstützer auf Island informiert.

Als 1851 eine neu gewählte dänische Regierung Island annektieren wollte, sollte Island ein Teilbereich Dänemarks werden. Das Alþing (das isländische Parlament), welches zum beratenden Gremium für Isländische Angelegenheiten wurde, konnte unter der Führung von Jón diesem Versuch couragiert Widerstand leisten. Obgleich im Hafen dänische Kriegsschiffe und Militär präsent waren wurde keine Gewalt angewendet, sodass es für ein Jahrzehnt zu einer Pattsituation kam, wobei Jón weiterhin erfolgreich versuchte so zu argumentieren, damit schließlich anerkannt wurde, dass Island über sich selbst entscheiden sollte. Infolgedessen wurde in Kopenhagen ein Komitee einberufen, dem Jón angehörte.

Er trug mit seinem eigenen Bericht dazu bei, dass die dänische Regierung kein Befugnis hatte, über Island zu herrschen, da es nie einen Vertrag zwischen dieser Regierung und Isländern gegeben hatte. Es gab zwar einen Vertrag zwischen den Isländern und dem dänischen König, aber als der König 1848 sein Amt niederlegte und die Monarchie zu einer Demokratie wurde, hat der König auch seine Macht über Island abgegeben, welches dann berechtigt war genau wie Dänemark ein komplett souveräner Staat zu werden. Dies wurde dann in dem Dänisch-Isländischen Unionsvertrag besiegelt und am ersten Dezember 1918 unterzeichnet. Zusätzlich forderte Jón fünf Mal mehr als es das dänische Komitee für angemessen hielt, und erhob Anspruch auf Schäden, die dem Land in der Vergangenheit zugefügt wurden. Sein Beweggrund war es vielmehr Zeit zu gewinnen, da Island zu dem Zeitpunkt noch nicht bereit war auf sich selbst gestellt zu sein, weder wirtschaftlich noch politisch. Außerdem sollte es so verstanden werden, dass das Geld aufgrund von Rechtmäßigkeiten gegeben wurde, und nicht als ein Geschenk.

Durch seine Erfahrung, Diplomatie, eloquente Argumentation und göttliche Überzeugung wurde es Jón ermöglicht, einen friedlichen Übergang zur Selbstherrschaft herbeizuführen. Zugleich litten andere europäische Länder unter gewaltsamen und turbulenten Revolutionen, wobei viele im Kampf für einen Umbruch gefoltert, getötet oder entstellt wurden.    

Obwohl Island im Jahre 1918 seine Eigenständigkeit erlangte, war es nicht vor 1944, dass es völlig unabhängig wurde. Jedoch wurde die Voraussetzung für die Unabhängigkeit und eine nationale Identität durch Jón Sigurðsson geschaffen. Das Museum in Hrafnseyri ist ein Zeugnis seines Lebens und seines Erbes und verschafft aufgrund der Kapelle und durch Gegenstände von der Farm einen interessanten Einblick in seine frühen Jahre. Das Museum wurde 2011 renoviert und von Basaltarchitekten, die auch die Gebäude der Blauen Lagune entwarfen, mit einer spektakulären neuen Aufmachung gestaltet. Das Museum nutzt seine Einrichtungen um weiter zu lehren und schafft ein einmaliges Umfeld für Konferenzen und Kurse in Zusammenarbeit mit der Professur um Jón Sigurðsson an der Universität Islands als auch mit weiteren isländischen und ausländischen Universitäten. Gastlektoren aus Dänemark, USA, Kanada und dem Vereinigten Königreich haben hier bereits Kurse veranstaltet, wie im Jahre 2009 die Konferenz über Nationale Identitäten in einer globalisierten Welt. Dabei werden kontroverse Fragen gestellt um Diskussionen und Argumentationen anzuregen um eine Plattform für Veränderungen zu bilden, basierend auf Diskussionen und nicht auf Gewalt. Dabei kommen auch oft Fragen zur Debatte, auf die es keine einfachen Antworten gibt. Einige Beispiele sind: „Welchen Platz haben Nationalhelden in einer kosmopolitischen Welt?“ „Wo liegt der Ursprung der nationalen Identität in einer multikulturellen Gesellschaft?“ Jón Sigurðssons Erbe ist noch immer sehr bedeutsam in der modernen Welt.

Der Wikingerhäuptling Hrafn Sveinbjarnarson war gewillt sich vielen Gefahren auszusetzten um zu verschiedenen Ländern zu reisen, neuen Ideen zu lauschen, fremde Kulturen zu erleben und dabei das Beste mitzunehmen um seinen eigenen Landsleuten später zu helfen. Wenn eine solch abgelegene Farm zwei Leitfiguren hervorbringen kann, dann muss dort sicherlich etwas sehr wertvolles zu lernen sein! Besucher könne in unterschiedlichen Unterkünften in der Umgebung bei dem Ort Þingeyri übernachten. Die Straße über den Pass lässt sich gut vom Frühjahr bis zum Herbst überqueren. In dem nachgebildeten Torfhaus gibt es Verpflegung – leckere hausgemachte Kuchen, Waffeln mit Marmelade und einem köstlichen Kaffee, sodass es das beliebteste Café in der Umgebung ist! Diese besondere Erfahrung wird noch ergänzt mit regionalen Produkten, wie Souvenirs, die einem eine dauernde Erinnerung an die Farm der Helden verschafft. Eine einmalige Besonderheit dieser Farm ist die alte Kapelle, die schnell als Topfavorit galt um an diesem besonderen Ort zu heiraten! Es ist außerdem der Veranstaltungsort für Konferenzen und Kurse, die hier im Sommer abgehalten werden, die das Museum in eine zukunftsorientierte Universität verwandelt und auf die aufklärerische Grundlage aufbaut, die die beiden ehemaligen berühmten Bewohner veranlasste, die Geschichte des Landes zu gestalten.

Pfarrbüro an den Hängen oberhalb von Hrafnseyri

Interessierte Paare, Studenten und Lehrgangsveranstalter können den Museumskurator kontaktieren, Valdimar J. Halldórsson.

Tel. +354 845 5518 Email: [email protected] Das Museum ist 2018 vom 1. Juni bis zum 8. September täglich von 11:00 – 18.00 geöffnet, oder nach Vereinbarung mit Valdimar.

www. Hrafseyri.is