Lachsflüsse, Frauen und eine Hinrichtung
Blönduós ist der größte Ort in Húnavatnssýsla – Húnawassergebiet -, gelegen in Islands Nordwesten. Der Ort hat etwa tausend Bewohner und in der Umgebung gibt es viele Seen und Flüsse. Dort und in der Nähe gibt es einige der besten Lachs- und Forellenseen und Flüsse Islands.
Der Fluss Blanda – der Mischfluss -, der durch den Ort fließt, ist der längste und vielleicht der beste Lachsfluss auf Island. Die Quelle des Flusses liegt beim Hofsjökull Gletscher und danach fließt er weiter durch die Húnaflói Bucht und durch Blönduós. Dort liegt auch die Insel Hrútey – Widderinsel – mit Naturwundern und Wanderpfaden.
Frauen, Kirchen und Klöster
Frauen haben sicher einen Ehrenplatz in Blönduós, da hier über ein Jahrhundert das Frauengymnasium lag. Es ist also kein Wunder, dass die isländische Textil- und Handwerksgeschichte hier gut dokumentiert wurde, ebenso wie das alte Gymnasium.
Das unvergleichliche „Vatnsdæla á Refli” Projekt ist die Erzählung der bekannten isländischen Saga der Leute von Vatnsdalur anhand von Bildern bestickt auf einem Wandteppich. Die Arbeit hat im Jahre 2011 begonnen, und es soll zu Beginn des nächsten Jahrzehnts fertiggestellt werden mit einer endgültigen Länge des Teppichs von 46 Metern! Frauen haben hier definitiv einen Platz der Ehre in Blönduós.
Die Kirche von Blönduós, eingeweiht im Jahre 1993, wurde durch die umgebenen Berge inspiriert. Es ist ein wohldurchdachtes Haus Gottes, wie viele der hübschen Landkirchen in Húnavatnssýsla und wie das Kloster Þingeyri.
Das Seelenhaus: Die Geschichte von Agnes
Dann gibt es hier die Geschichte von Agnes und der letzten Hinrichtung auf Island, was von der Australierin Hannah Kent so brillant dokumentiert wurde in dem fesselnden und epischen Roman „Das Seelenhaus“. Die oscarprämierte Schauspielerin Jennifer Lawrence spielt Agnes in dem bevorstehenden Luca Guadagnino Hollywood Film.
Agnes Magnúsdóttir wurde zusammen mit Friðrik Sigurðsson geköpft, nachdem sie am Mord ihres Liebhabers, dem Bauern Natan Ketilsson für schuldig befunden wurde. Dieser wies sie zurück, bei Illugastaðir in Vatnsnes, westlich von Blönduós. Danach wurde der Hof angezündet. Dafür wurden sie bei Þrístapar – „Die drei Felsen“ am 12 Januar 1830 geköpft, und ihre Köpfe wurden bei der Straße für alle zur Schau gestellt. Þrístapar liegt nahe an der Hauptstraße, die durch Húnavatnssýsla führt. Passanten besuchen noch häufig diesen Ort zur Erinnerung an Agnes.
Die Ereignisse bei Illugastaðir haben Island zu dem Zeitpunkt stark getroffen. Agnes (33) hatte selber einer nahegelegenen Farm mitgeteilt, dass Illugastaðir brennt und, dass Natan verschwunden sei zusammen mit einem anderen Mann. Als das Feuer gelöscht wurde, konnte man viele Stichwunden auf den Körpern entdecken und unverbrannte Kleidung. Die beiden Männer wurden ermordet. Natan war ein berüchtigter Frauenheld und hat Agnes wegen eines 16 Jahre alten Mädchens zurückgewiesen, den er von ihrem Verlobten Friðrik Sigurðsson entwendet hat. Waren also Eifersucht und Rache der Grund?
Agnes und Friðrik wurden des Mordes für schuldig erklärt und zum Tode verurteilt, da es zu dem Zeitpunkt keine Gefängnisse auf Island gab. Agnes wurde den Winter über auf einem Hof behalten, auf dem sie bereits als junges Mädchen lebte, und wartete dort auf ihre Hinrichtung. „Das Seelenhaus“ erzählt die Geschichte von Agnes über den Winter vor ihrem Tod. „Sie sagen ich muss sterben. Sie sagen, dass ich den Atem der Männer genommen habe, und daher müssen sie den meinen stehlen,“ sagt Agnes in „Das Seelenhaus“. Als der Tag ihrer Hinrichtung näher rückt drängt sich die Frage auf: hat sie oder hat sie nicht?