12.06 – 31.10 2019
Durch die Ausstellung „HEIMAt – zwei Welten“ wird gefeiert, dass dieses Jahr 70 Jahre vergangen sind als eine große Gruppe Deutscher mit dem Postschiff Esja und anderen Schiffen im Jahre 1949 nach Island segelten.
Der Grund für die Überfahrt der Gruppe war, dass auf dem Land Arbeitskräfte gebraucht wurden aufgrund von gesellschaftlichen Veränderungen nach dem zweiten Weltkrieg. Es wurde in Deutschland um Arbeitskräfte geworben, wobei etwa 300 Personen nach Island kamen um auf isländischen Bauernhöfen zu arbeiten. Etwa die Hälfte, davon meistens Frauen, ließen sich hier nieder. Ihre Nachkommen sind mittlerweile zahlreich.
Die Fotoausstellung „HEIMAt“ von Marzena Skubatz ist der Mittelpunkt der Ausstellung und gibt einen Einblick in das Leben der heutigen Frauen aus dieser Gruppe. Der Zuschauer wird auf eine poetische Reise mitgenommen, wo die Geschichte und Erinnerungen dieser Frauen die Hauptrolle haben. Dabei werden fröhliche als auch wehmütige Seiten des Lebens eingeschlossen, die einen Einblick gewähren in das Zuhause derjenigen, die ihre alten Wurzeln aufgeben mussten um sie an einem neuen und fremden Ort wieder zu festigen.
Um den zwei Heimaten, Island und Deutschland, wie der Titel es andeutet, einen noch deutlicheren Ausdruck zu verleihen, gibt es außer der „HEIMAt“ auch noch weitere geschichtsträchtige Fotos zum Thema in der Ausstellung zu sehen.
Zum einen handelt es sich um beeindruckende Fotos des isländischen Roten Kreuzes, welche von dem Fotomuseum Reykjaviks aufbewahrt werden. Sie zeigen die Zerstörung von Städten und Orten in Deutschland nach Luftangriffen. Das Rote Kreuz Islands hat nach dem Kriegsende dorthin einen Mittelsmann geschickt, der mit dem Fotomaterial zurückkam, welches im Nachhinein für die Allgemeinheit auf Island zu sehen war.
Ólafur K. Magnússon, Pionier der Pressefotografie auf Island, traf am 8. Juni im Jahre 1949 am Hafen in Reykjavik ein um über das Ereignis zu berichten, nämlich, dass das Schiff Esja die erste große Einwanderergruppe im 20. Jahrhundert nach Island brachte. Die fünf Pressefotos aus der Sammlung der Zeitung Morgunblaðið zeigen die Gruppe an ihrem Anreisetag. Außerdem kann man sagen, dass diese besonderen Bilder die beiden beschriebenen Zuhause durch die Überfahrt von Lübeck in Deutschland bis zum Antreffen im Hafen von Reykjavik verbinden.
„Heimat“ ist kein geografischer Begriff, sondern liegt es in einem selbst,“ wie der russische Schriftsteller und Regimekritiker Andrej Sinjawski (1925-97) erklärte. Diese Beschreibung trifft auch sehr gut auf die Ausstellung zu. Abgesehen davon, dass sie den deutschen Einwanderern und ihrem Leben ein Denkmal setzt, so erinnert „HEIMAt – zwei Welten“ uns auch daran, dass es ständig Leute gibt, die zwischen Ländern in der Welt umherziehen. Oft geschieht dies aufgrund von Kriegen oder anderen ungünstigen Umständen. Migration ist daher nicht befristet, sondern ein anhaltender Zustand, den man im großen, geschichtlichen Zusammenhang betrachten muss. In diesem Prozess ist die Funktion von Bildern und Erinnerungen sehr wichtig und um diese nicht zu vergessen müssen diese gezeigt werden – wieder und wieder – damit das Wissen der Vergangenheit erhalten bleibt und jedes Mal in der Gegenwart verankert wird.
Árbæjarsafn – Borgarsögusafn Reykjavíkur
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