HEKLA – DAS TOR ZUR HÖLLE

Gemeinsam mit ihrer Freundin Katla ist Hekla der bekannteste Vulkan Islands. Sie ist ein beeindruckender Berg, da sie den Großteil der südlichen Hochebene Islands überragt. Einer der Gründe für ihre Bekanntheit sowohl bei den Einheimischen als auch bei Fremden ist ihre konstante Vulkanaktivität mit häufigen Ausbrüchen. Doch auch in den isländischen Volksüberlieferungen besitzt Hekla seit Jahrhunderten einen Ruf als schauerlicher Ort.

Die Königin isländischer Vulkane

Wenn Sie von Reykjavík aus gen Osten fahren und der Himmel klar genug ist, sehen Sie den Vulkan, kurz nachdem Sie die Hochebene Hellisheiði erreicht haben. Denn er bewacht die Hochebene im Süden. Mit seinen 1491 Metern ist er im Vergleich zu anderen hohen Bergen vielleicht nicht ganz so gewaltig. Dennoch hat es bis 1750 niemand gewagt, ihn zu besteigen. In jenem Jahr beschlossen die Naturforscher Eggert Ólafsson und Bjarni Pálsson, die Hekla zu erklimmen, um die Gerüchte zu widerlegen, die sich um sie rankten. Denn seit vielen Jahrhunderten schürte die Vulkanaktivität den Glauben, dass sich auf der Bergspitze das Tor zur Hölle oder sogar die Hölle selbst befand. Bischöfe und Geistliche aus ganz Europa hatten die Vulkanaktivität in Island, vor allem die der Hekla, in der Tat als Beweis angeführt, dass unter unserem Boden der Teufel höchstpersönlich lebte.

Während der Aufklärung schafften es die beiden überzeugten Naturforscher, diese Gerüchte zu widerlegen. Denn auf dem Berggipfel fanden sie keinerlei Spuren für eine Hölle. Hekla ist noch heute ein beliebter Berg für Wanderungen, auch wenn vorher das Wetter (und die  Häufigkeit für Erdbeben in der Region) gut geprüft werden sollte. Im Frühling ist er schneebedeckt und damit ein beliebtes Ziel, um ihn zu erklimmen und seinen Krater auf Skiern zu umrunden.

Heute kann sich Hekla einer üppigen Vegetation rühmen. Einst war sie wie viele Orte in Island recht bewaldet. Leider sind diese Bäume durch Eingriffe des Menschen und die häufigen Ausbrüche mehr oder weniger verschwunden. Große Teile des Bergs sind mit Moos bedeckt und es laufen einige Wiederaufforstungsprojekte, um die ehemaligen Waldbestände wiederherzustellen.

Niemand weiß genau, wofür der Name Hekla steht. Zwei Theorien zu seinem Ursprung haben sich durchgesetzt. Eine besagt, dass das Wort einen Mantel mit Kapuze bezeichnet,die andere, dass es für einen Kamm für Leinen steht. Hekla sah damals, als sie ihren Namen bekam, vermutlich anders aus als heute, da all die Ausbrüche ihre Form verändert haben. Deshalb ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Reihe von Kratern damals zu Zeiten der Besiedlung flacher war als heute und einem Kamm ähnelte.

Icelandic sheep at Hekla

An upside-down boat Ein umgedrehtes Boot

Seit damals ist das Wissen über die Vulkanaktivität der Hekla natürlich enorm gewachsen, ebenso wie das über andere geologische Phänomene. Tatsächlich konnten Geologen vor dem letzten Ausbruch im Jahr 2000 genau vorhersagen, wann er beginnen würde. Sogar in den 6-Uhr-Nachrichten wurde gemeldet, dass Hekla in 15 Minuten ausbrechen würde, was fast exakt so zutraf. Geologen schätzen, dass Hekla seit der Besiedlung von Island rund 20 Mal ausgebrochen ist. Damit ist Hekla seit dem Mittelalter einer der aktivsten Vulkane der Welt.

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Foto von Hekla: Björn Rúriksson.

Hekla gilt morphologisch als Zwischenform eines Schichtvulkans und einer Kraterreihe.Betrachtet man sie vom Westen, erinnert ihre Form an ein umgedrehtes Boot. Sie ist erst ca. 7000 Jahre alt, was für einen Vulkan jung ist, und liegt auf einem 40 Kilometer langen vulkanischen Kamm. Bei einem Ausbruch öffnet sich ein 4 Kilometer langer Spalt, aus dem Magma ausgespuckt wird.

In prähistorischen Zeiten hatte Hekla einige große Ausbrüche, die viele Schichten heller Tephra erzeugt haben, die auf einem großen Gebiet des Landes liegen blieb. Anhand dieser Schichten konnte festgestellt werden, wann Ausbrüche in vielen anderen Vulkanen stattgefunden haben. Ein Ausbruch im Jahr 1104, der früheste aufgezeichnete Ausbruch, hatte die gleichen Ausmaße, während spätere Ausbrüche kleiner waren. Wenn der Vulkan ausbricht, produziert er zuerst sehr viel Tephra, das viel Fluor enthält und gefährlich für Tiere ist. Später strömt mehr Lava als Tephra aus dem Krater. Tephra ist dabei oft ein Zwischenprodukt. Je länger die Intervalle zwischen den Ausbrüchen sind, desto häufiger entsteht Tephra.
Die letzten Ausbrüche waren in ihrer Größe sehr unterschiedlich.

1947 gab es einen großen Ausbruch in Hekla, der erhebliche Konsequenzen für die umliegenden Gebiete hatte. Geologen glaubten, dass die Vulkanaktivität der Hekla vorhersehbarer wurde und der nächste Ausbruch erst ungefähr im Jahr 2045 zu erwarten war. Damit lagen sie allerdings nicht ganz richtig, da sie plötzlich viel häufiger und auch im geringeren Ausmaß auszubrechen begann. Seit 1970 finden ungefähr alle zehn Jahre Ausbrüche statt.

Gemäß diesem neuen Aktivitätsrhythmus der Hekla sollten wir jede Minute einen neuen Ausbruch erwarten. Doch wer weiß, was in ihrem vulkanischen Kopf vor sich geht. Sie könnte ihren Rhythmus erneut geändert haben. Dennoch gibt es Anzeichen, die mit denen der letzten Ausbrüche vergleichbar sind. Das Jahr 2010 war in Bezug auf Ausbrüche jedoch bereits ereignisreich für Isländer. Deshalb können wir es uns leisten, wenn sie sich dieses Mal noch ein wenig länger Zeit lässt.

katla
Katla ist ein Vulkan. Der letzte große Ausbruch war 1918.

Quellen: visindavefur.hi.is, Wikipedia, Nordvulk.
Island bricht aus – eine Live-Sondersendung zu Vulkanen (HD 720p)

Kate Humble reist nach Island und trifft die Wissenschaftler, die die gefährlichsten Vulkane des Landes überwachen. Sie untersucht zudem die größten Ausbrüche in Islands Vergangenheit.
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